Netzwerken unter FreeDOS - Geschichte des Netzwerkens unter DOS

Warum MS DOS ohne Netzwerk kam

  Der IBM Personal Computer (PC) wurde am zwölften August 1981 als
  Antwort auf den Apple II, der den IBM-Markt mit Bürosoftware wie
  VisiCalc und WordStar herausforderte, auf dem Markt eingeführt. Das
  Betriebssystem (OS = operating system) für den PC mußte in einer
  extrem kurzen Zeit erstellt werden, nachdem Digital Research (DR) die
  Gelegenheit vergeben hatte, ihr "Control Program für Micros" (CP/M)
  an IBM zu lizensieren.
  Die junge Softwarefirma Microsoft, ursprünglich nur dazu gegründet,
  um Sprachinterpreter und Compiler wie BASIC und Fortran zu erstellen,
  sprang ein. Microsoft versprach, einen OS Prototyp, der mit CP/M 
  vergleichbar war, in nur drei Monaten zu liefern. Sie kauften Seattle
  Computer's "Quick and Dirty OS (QDOS = schnelles und schmutziges OS)
  und passten es an, um IBM's Erwartungen zufriedenzustellen. Die Version
  1.0 des "Microsoft Disk Operating System" (MS DOS, von IBM auch verkauft
  als "PC DOS") hatte 4.000 Zeilen Befehlscode. Netzwerken wurde nicht
  unterstützt und andere Aufgaben waren viel wichtiger: Das erste DOS
  konnte nicht einmal Festplatten unterstützen. Microsoft arbeitete auch
  schwer an den Anwendungen, die die Ecksteine ihres Erfolgs werden
  sollten: "Multiplan"/"Excel" und "Word".
  Netzwerk Vorzüge scheinen auf den Nachfolger von DOS, OS/2 verschoben
  worden zu sein, das offiziell von Microsoft und IBM 1985 angekündigt
  (und 1987 herausgebracht) wurde. In der Zwischenzeit lieferte Microsoft
  XENIX, eine UNIX Variante, die für den IBM PC seit 1983 erhältlich
  war. Das ließ anderen ein Zeitfenster. Es gab zwei Herangehensweisen
  an das Netzwerken unter DOS, die man die
  "PC zentrierte" und die "UNIX zentrierte" Herangehensweise nennen kann
  (http://www.sju.edu/~jhodgson/netw/kw_hwk4.html (*01)).
    * Die "PC zentrierte" Herangehensweise bedeutet einen Weg, um eine
      Gruppe von PCs zu einem Netzwerk zusammenzufügen, um Dateien und
      Ressourcen (z.B. Hardware wie Drucker) zu teilen.
    * Die "UNIX zentrierte" Herangehensweise bedeutet, DOS-Versionen der
      Standard UNIX Netzwerk-Programme zu entwickeln, um sie dazu zu ver-
      wenden, um auf UNIX-ähnliche Dienste im LAN oder im Internet zu-
      greifen oder sie liefern zu können (was, im Endergebnis auch zum
      Teilen von Dateien und Ressourcen führt).

"PC centric" Herangehensweise

  Novell NetWare

  1985 brachte Novell, ein früherer Hardwarehersteller von CP/M Systemen,
  sein Produkt "Netware 86" (V 1.5) für den PC heraus. Eine Version für
  den AT folgte mit "NetWare 286" (V 2.0) im Jahr 1986.
  Novell Netzwerke liefen nach dem Client/Server Modell:
  Clients (= Kunden) die unter MS DOS und speicherresidenter (TSR) Novell
  Software liefen, waren in der Lage, sich bei einem Server, der mit
  "Novell Netware Server" lief, "einzuloggen". Dieser Server war eine
  Maschine, die nur dazu da war, das Netzwerk zu managen und den Zugang
  zu gemeinsam genutzen Geräten wie z.B. Festplatten und Druckern zu
  managen.
  Wenn sie einmal verbunden waren, konnten die Clients ein Volume (einen
  bestimmten Bereich auf dem Server) auf einen Laufwerksbuchstaben unter
  DOS "mappen" und dann wie eine lokale Festplatte verwenden. Sie konnten
  auch mit dem Server verbundene Drucker verwenden.
  Client und Server kommunizierten über das Novell "Internetwork Packet
  Exchange/Sequenced Packet Exchange" (IPX/SPX) Protokoll.
  Die Treiberarchitektur wurde "Open Datalink Interface (ODI) genannt.
  NetWare errichtete bis zur Mitte der 90er Jahre eine dominante Markt-
  position.

  LAN MANAGER
    (Bild des LAN Managers)
  Im Jahr 1983 entwickelten IBM und die kalifornische Firma Sytek Inc.
  (1989 von Hughes gekauft, siehe: http://www.hughes.com/ (*02)) unab-
  hängig von Novell das Netzwerkprotokoll NetBIOS.
  Es war gedacht für kleinere LAN-Installationen mit 72 bis 80 Geräten.
  1985 vertrieb IBM einen Emulator von NetBIOS, genannt NetBEUI (NetBIOS
  Extended User Interface = NetBIOS erweitertes Benutzerinterface), das
  bis zu 260 Geräte unterstützte.
  1985 führte Microsoft seine eigene Implementation von NetBIOS ein,
  das sich MS-Net nannte. Es wurde nicht sehr stark verwendet. 1987 ver-
  öffentlichte die Firma den "Microsoft LAN Manager" 1.0 - ihren ersten
  ernsthaften Konkurrenten zu Novell Netware.
  Genau wie Novell Netware enthielt Microsoft's LAN Manager eine
  Client/Server Architektur:
    *  Der Server lief auf OS/2 als Betriebssystem und der LAN Manager
       als Server Software.
    *  Der Client lief unter DOS, OS/2 oder Macintosh als Betriebssystem
       und verwendete eine Client Software wie "LAN Manager Client" oder
       "MS Client" als Verbindung mit dem Server.
  Mit dem "Server Message Block" (SMB) Protokoll, das seit 1991 in den
  LAN Manager integriert wurde, waren die Microsoft Netzwerke in der
  Lage, auch peer-to-peer-Netzwerken durchzuführen. Dieses wurde unter
  Windows für Workgroups 3.11, welches 1993 veröffentlich wurde,
  verwendet. Der Mechanismus ist Windowsbenutzern bekannt als "Windows
  Share", "Netzwerkumgebung" oder "Arbeitsgruppe".
    (Bild von Workgroup Add-on für MS-DOS)
  Im Oktober 1993 veröffentlichte Microsoft ein Tool namens "Microsoft
  Workgroup Add-on für MS-DOS, das es ermöglichte, die gleichen peer-
  zu-peer Netzwerkmöglichkeiten unter DOS zu haben.
  während das Tool selbst nicht mehr verkauft wird, ist der größte Teil
  seiner Funktionalität immer noch durch die Verwendung des "MS Client"
  und ein spezielles Update namens "WG1049" verfügbar (vgl.: MS Client).
  Microsofts Netzwerksoftware kam mit einem eigenen Netzwerktreibermodell
  genannt "Network Driver Interface Specification" (NDIS), das die Firma
  zusammen mit 3Com entwickelt hatte.
  Der LAN Manager konnte seinen Mitbewerber Novell Netware nicht schlagen.
  Neben dem Nachteil, der zweite am Markt gewesen zu sein, mag ein weite-
  rer Grund dafür gewesen sein, daß man das OS/2 Betriebssystem auf dem
  Server installieren mußte. OS/2 war unter den Kunden unbeliebt. Seit
  1993 wurde deshalb auf der Serverseite der "Microsoft Windows NT Ad-
  vanced Server (Version 3.1)" verwendet. Im August 1995 setzte die Ein-
  führung (und sehr gute Annahme) von "Windows 95" den DOS Netzwerkakti-
  vitäten ein Ende. Diese Windowsversion hatte bereits einen eingebauten
  TCP/IP Stack und verfügte auch über SMB peer-to-peer Netzwerkfähig-
  keiten - dadurch wurden viele Drittanbieterlösungen überflüssig.

"Unix centric" Herangehensweise

  Die ersten Versuche, um TCP/IP auf dem PC zum Laufen zu bekommen,be-
  gannen kurz nachdem IBM es eingeführt hatte. Die ersten Leute, die
  daran arbeiteten, waren Dave Clark, Jerry Saltzer und der Studienan-
  fänger John Romkey (http://www.romkey.com/ (*03)) am Laboratorium für
  Computerwissenschaften des Massachusetts Institute of Technology (MIT).
  1981 starteten sie ein Forschungsprojekt mit dem Zweck "zu sehen, ob
  TCP/IP auf so etwas kleinem wie einem IBM PC laufen würde", wie Romkey
  sich erinnert (http://www.drizzle.com/~aboba/internaut/pc-ip.html
  (*04)).

  PC-IP (PC/IP)

  Das Ergebnis wurde "PC-IP" genannt, eine kleine TCP/IP Implementierung,
  die in einige Anwendungen wie finger, whois und netwatch eingebunden
  wurde. PC-IP wurde mit Quellcode als Public Domain veröffentlicht.
  Drew Perkins von der Carnegie Mellon University (CMU) und Dan Lanciani
  von der Harvard University verbesserten den Code weiter. PC-IP kann
  man immer noch im Internet finden, z.B. unter:
  (http://members.aol.com/Karima4483/pcip/ (*05)) oder 
  (ftp://ftp.kuzbass.ru/pub/networks/tcpip/tool/pcip.zip (*06)).

  PC-TCP (PC/TCP)
    (Icons von PC/TCP Anwendungen)
  Der Erfolg von PC-IP inspirierte Romkey und einige Freunde, die CMU-
  Version des Codes zu nehmen und sie zu einem urheberrechtlich ge-
  schützten Produkt weiterzuentwickeln: "PC/TCP", das sie unter ihrer
  Firma "FTP Software, Inc.", die 1986 gegründet wurde, vertrieben
  (http://en.wikipedia.org/wiki/FTP_Software (*07)).
  Der Name wurde nach dem bekannten "File Transfer Protocol" gewählt:
  PC/TCP beinhaltete eine der ersten Anwendungen für FTP Dienste auf
  dem PC.

  Pakettreiber (Packet Drivers)

  Zusammen mit PC/TCP entwickelte die FTP Software Inc. die "Pakettreiber-
  spezifikation", (http://www.crynwr.com/packet_driver.html (*08)), die
  erste Mehrfachprotokoll-Treiber Spezifikation für PC Netzwerk-
  Schnittstellen-Karten. Am 12. Dezember 1988 wurde diese Spezifikation
  als offener Standard, den jeder implementieren konnte, veröffentlicht.
  Pakettreiber erwiesen sich gleichermaßen für Hardwareanbieter und
  für Softwareentwickler als nützlich. Die meisten der Public Domain-
  oder Shareware TCP/IP Anwendungen wurden nur so geschrieben, daß sie
  mit Pakettreibern zusammenarbeiten konnten.
  Viele Pakettreiber wurden von Russ Nelson an der Clarkson University
  geschrieben oder verwaltet, der als der "Pakettreiberkönig" bekannt
  wurde - eine Geschichte, die er auf seiner Webseite schildert
  (http://russnelson.com/bio.html (*09)). Nelson vertreibt diese Treiber
  immer noch als Freie Software über die Seite seiner Firma namens
  "Crynwr" (http://www.crynwr.com/ (*10)), das nach dem walisischen Wort
  für "Quaker" (Quäker), seinem Glauben, benannt ist). Hier erfahren
  Sie mehr über Crynwr.
  Ein Grund für den Erfolg von FTP's Software PC/TCP war die offene
  Pakettreiberschnittstelle, die es leicht machte, Treiber und Anwen-
  dungen zu entwickeln.
  Als andere Treiberschnittstellen wie ODI und NDIS auf der Szene er-
  schienen, fügte PC/TCP Konverter hinzu: Mit einem Tool namens
  ODIPKT.COM ODI Treiber als Pakettreiber verwendbar, ein Tool
  namens DIS_PKT.GUP erledigte das Gleiche für NDIS Treiber.
  PC/TCP kam auch mit einem externen TCP/IP Kernel namens ETHDRV.EXE,
  der es anderen Programmierern erlaubte, Netzwerkfunktionen in ihren
  Anwendungen aufzurufen, ohne sie selbst zu programmieren. All diese
  Features und eine Sammlung von Anwendungen, die es DOS Computern er-
  laubte, auf TCP/IP-Dienste wie News, Email, ftp, Telnet oder Netz-
  werkspeicherung zuzugreifen oder zu liefern (PC/TCP enthielt sogar
  einen NFS Client namens InterDrive), machte FTP Software Inc. zum
  Marktführer für DOS TCP/IP Software. 
  PC/TCP wurde weltweit auf über 10 Millionen DOS-Maschinen installiert.
  Mitte der neunziger Jahre hatte FTP Software Inc. mehr als 700 Ange-
  stellte (mehr Informationen hierzu unter: http://www.answers.com/
  topic/ftp-software?cat=biz-fin (*11)).

  Software von Universitäten und Hobbyprogrammierern

  PC-IP und ihr Erfolgsmodell PC/TCP mögen die ersten oder erfolg-
  reichsten TCP/IP Kernel für DOS gewesen sein, aber sie waren nicht
  die einzigen.

  KA9Q

  Das zweite nach dem frühen PC-IP Kernel war das "KA9Q Netzwerk-
  Betriebssystem" (NOS, vgl.: http://www.ka9q.net/code/ka9qnos/ (*12)) von
  Phil Karn im Jahr 1985. Karn, ein Ingenieur aus Baltimore, Maryland,
  hatte es zwei Jahre zuvor für CP/M programmiert und dann nach DOS
  portiert. Es war auch eine der ersten TCP/IP Anwendungen für DOS, die
  die Pakettreiberspezifikation von FTP Software verwendete. KA9Q
  arbeitete gleichzeitig als Internet Client, Server und IP-Pakete-
  Router. Das Programm war auf auf das Amateurpaketradio spezialisiert,
  konnte aber z.B. auch als FTP- oder Webserver verwendet werden. KA9Q
  zog viele Mitwirkende an. Wie Karn beschreibt: "Es war das Linux
  seiner Zeit" (http://www.ka9q.net/code/ka9qnos/ (*13)).
  Im Jahr 2002 wurde KA9Q Freie Software (GNU GPL). Seine Ableger, JNOS
  (http://www.langelaar.net/projects/jnos2/ (*14)) und EZ-NOS2
  (http://eznos.knevel.info/index.php (*15)) (siehe auch
  http://www.hippy.freeserve.co.uk/eznos.htm (*16) und
  http://www.dossolutions.pwp.blueyonder.co.uk/eznos.htm (*17))
  werden immer noch aktiv gepflegt.

  NCSA Telnet

  Basierend auf der Pakettreiberspezifikation schrieben mehrere Universi-
  täten TCP/IP Anwendungen und Tools für DOS PCs. 1986 veröffentlich-
  te das "National Center for Supercomputing Applications" (NCSA) an der
  Universität von Illinois "Telnet" (siehe: ftp://ftp.uu.net/.vol/1/
  applic/NCSA_Telnet/PC/tel2308b.zip (*18)) - einen Client für UNIX
  Telnet Dienste, der sowohl als FTP- und rcp Server arbeiten konnte. 
  Die Software wurde bis 1995 entwickelt (Version 1.308) und mit dem
  Quellcode in die Public Domain ftp://ftp.uu.net/.vol/1/applic/NCSA_
  Telnet/PC/tel2308s.zip (*19)) entlassen.

  CUTCP

  Die Clarkson Universität in Potsdam, New York, nahm die Version 2.2
  von NCSA Telnet und modifizierte sie. Sie nannten ihre Version
  CUTE oder CUTCP.
  Letztendlich übernahm die Rutgers Universität in New Jersey die
  weitere Pflege und veröffentlichte die letzte Version im Juli 1993
  (ftp://ftp.cc.umanitoba.ca/software/pc_network/cutcp-b.zip (*20)).
  Anders als NCSA Telnet unterstützte CUTCP die IBM-3270 Emulation
  und wurde technisch verbessert. Sie wurde auch Public Domain.

   Andere
    (Bild von MINUET Version 1.0 Beta 18A)
  Andere Entwicklungen an Universitäten, die erwähnt werden sollten,
  sind "Kermit" (http://www.columbia.edu/kermit/ (*21)), eine Terminal-
  emulation für DOS, die an der Columbia University in New York
  geschrieben wurde und das "Minnesota InterNet Users Essential Tool"
  "MINUET" (siehe: http://www.fdisk.com/doslynx/minuet/ (*22)) der
  Universität von Minnesota, eine pakettreiberbasierte Suite von TCP/IP
  Anwendungen.
  MINUET bot eine mausunterstützte grafische Schnittstelle, die Client-
  anwendungen wie Email, Gopher, Telnet, Usenet News, einen Web-
  browser und FTP integrierte. MINUET ist ein gutes Beispiel für das
  unglückliche Design von DOS-Softwarelizenzierungen dieser Zeit. Im
  Gegensatz zu der GNU General Public License (GPL), die in der GNU/Linux-
  welt zum Standard wurde, waren Lizenzen für DOS-Software, die an
  Universitäten und von Hobbyprogrammierern erstellt war, meistens
  selbstgestrickt. Die MINUET Lizenz konnte z.B. von der Belegschaft und
  den Studenten der Fakultät der Universität von Minnesota frei verwen-
  det werden. Alle anderen sollten nach 15 Tagen Versuchszeit 50 $ zahlen.
  Der Vertrieb war nur für nichtkommerzielle Zwecke zulässig.
  Auch wenn diese Sharewarelizenzen vor fünfzehn Jahren funktioniert
  haben mögen, so sind sie heute eher ein Todesurteil für die Software:
  Die Software wird nicht mehr verkauft oder offiziell vertrieben. Auch
  wenn Sie noch jemanden finden, an den Sie die Sharewaregebühr von 50 $
  zahlen können, ist es unwahrscheinlich, daß er Ihnen irgendwelchen
  Support oder Updates zur Verfügung stellt. Deshalb dürften die Kosten
  das übersteigen, was die Software heute wert ist, nachdem ihr Markt
  verschwand und der ursprüngliche Entwickler das Interesse daran verlor.
  Noch wichtiger: Ohne Quellcode ist sie für andere Programmierer wert-
  los - dadurch wird die Entwicklung aufgrund der Lizenz eingestellt.
  Und jeden "kommerziellen Vertrieb" zu verbieten hat den Effekt, daß
  die Orte, wo man z.B. MINUET finden kann, ständig wechseln, unzuver-
  lässig sind und nur rein zufällig aufzufinden sind.
  Dank einiger Entwickler ist einige wesentliche Netzwerk-Software für
  DOS zusammen mit ihrem korrespondierenden Quellcode Public Domain oder
  Freie Software. Dies ermöglicht es Anwendern und Entwicklern gleicher-
  maßen, immer noch TCP/IP-Anwendungen für DOS zu schreiben und zu ver-
  wenden. Diese wichtigen Softwareteile beinhalten:
    * Freie Versionen von Pakettreiber-Konvertern für die heute mehr
      üblicheren ODI und NDIS Treiber: ODIPKT.COM, geschrieben von
      Dan Lanciani (Harvard University) ermöglicht es, ODI Treiber als
      Pakettreiber zu verwenden, DIS_PKT9.DOS von Prof. Joe R. Doupnik
      (Utah State University) und Dan Lanciani macht das Gleiche mit
      NDIS-Treibern.
    * "WatTCP", eine beliebter freie TCP/IP Kernel Bibliothek (Library),
      die 1990 - 1992 von Erick Engelke von der Canadian Waterloo Univer-
      sität geschrieben wurde und sein Nachfolger, Watt-32 von Gisle
      Vanem (Norwegen). Diese Bibliotheken ermöglichen es Programmierern,
      TCP/IP Funktionen in ihre Anwendungen einzubauen, ohne das Rad neu
      erfinden zu müssen.
    * "Trumpet TCP Treiber (NTCPDRV)" aus dem Jahr 1992, ein freier
      externer TCP/IP Kernel, der von dem australischen Programmierer
      Peter Tattam geschaffen wurde (auch wegen seines Trumpet Winsock
      bekannt). Wir werden noch etwas später in diesem Dokument mehr
      über diese Software erfahren.

  Urheberrechtlich geschützte Software

  Unterhalb von FTP Software Inc.'s PC/TCP konnte man vor 10 oder 15
  Jahren eine Menge anderer kommerzieller Anwendungen auf dem Markt der
  DOS TCP/IP Netzwerk-Software finden.
  Bis zu 30 TCP/IP Pakete für DOS waren Mitte der 90er Jahre erhält-
  lich (siehe: ftp://ftp.cac.psu.edu/pub/dos/info/tcpip.packages (*23)),
  inklusive IBMs "TCP/IP für DOS", NetManage "Chameleon", Sun "PC-NFS",
  Novell "LAN WorkPlace", Frontier Technologies "SuperTCP" oder Artisoft
  "LANtastic" - ein Netzwerksystem, das in der ersten Hälfte der 90er
  fast genauso beliebt war wie der Marktführer der Zeit, Novell.
  Einen Vergleich ihrer Features finden Sie hier (http://img.cmpnet.com/
  nc/820/graphics/tcpip.pdf (*24)). Lesen Sie doch auch den korrespondie-
  renden Artikel im Netzwerk Computing Magazin (http://www.network
  computing.com/820/820buyers.html (*25)). 

Das DOS-Netzwerkende

  Wir müssen bedenken, daß sich diese ganze Entwicklung der TCP/IP
  Software für DOS in einer relativ kurzen Zeitperiode abspielte. Der
  IBM PC hatte bei seiner Vorstellung im Jahr 1981 keinerlei Netzwerk-
  fähigkeiten. Jeder, der damals mit UNIX-Maschinen arbeitete, betrach-
  tete den PC als Spielzeug. Aber das Netzwerken wurde eine ernsthafte
  Option, als der stärkere PC AT (i286) 1984 herausgebracht wurde und
  im Jahr 1986, als Compaq den ersten PC mit einem i386 Prozessor heraus-
  brachte. Dieses Zeitfenster der Möglichkeiten begann sich mit der Ein-
  führung von Windows NT im Jahre 1993 zu schließen und wurde im August
  1995 mit Windows 95, das bereits einen eigenen eingebauten TCP/IP Kernel
  inklusive Point-to-Point Protokoll (PPP), einem Einwählprogramm und
  SMB peer-to-peer Netzwerk hatte, endgültig geschlossen. Das war ein
  Schicksalsschlag für die kommerzielle Netzwerksoftware, inklusive
  Novell Netware.
  FTP Software Inc. wurde 1998 vom früheren Mitbewerber NetManage zu
  einem Preis übernommen, der nur geringfügig über dem Geldbetrag auf
  FTP Software's Bankkonto war (siehe: http://www.apocalypse.org/pub/ftp-
  alumni/archives/ftp-alumni.9806 (*26)). Heute gibt es die Firma nicht
  mehr. Im Jahr 2007 existiert kein Markt für DOS Netzwerksoftware mehr.
  Die meisten kommerziellen Lösungen sind überhaupt nicht mehr erhält-
  lich. Ihre Hersteller wechselten den Besitzer oder die Märkte hörten
  einfach auf zu existieren. Und diejenigen, die vor 10 Jahren an der
  "UNIX zentrierten" Herangehensweise arbeiteten, kann man heute viel-
  leicht bei der Arbeit an GNU/Linux Lösungen finden.
  Erfahren Sie mehr über die Geschichte des TCP/IP Netzwerkens auf DOS
  Computern in Steven Baker's Artikel "Net Worth - Desktop TCP/IP At
  Middle Age" (http://web.archive.org/web/20070314043508/http://www.ece
  .ubc.ca/~gillies/9802net.html (*27)). 

Was bleibt

  Netzwerken unter DOS im 21sten Jahrhundert bedeutet hauptsächlich, das
  zu verwenden, was von der Ära des DOS Netzwerkens von der Mitte der
  80er Jahre bis zur Mitte der 90er Jahre übrig geblieben ist. Einige
  Novell und Microsoft Tools können immer noch legal heruntergeladen
  und verwendet werden. Und TCP/IP Lösungen von Universitäten und
  Hobbyprogrammierern, die als Public Domain, als Shareware und sogar
  als Postcardware veröffentlich wurden, gibt es immer noch, obwohl die
  meisten davon nicht mehr an den ursprünglichen Stellen gefunden werden
  können.
  Aber es ist mehr als das. Ein paar Projekte sind immer noch am Leben:
  Der grafische DOS Browser Arachne wird wieder aktiv von einer Gruppe von
  Programmierern weiterentwickelt, nachdem er unter die GNU GPL gestellt
  wurde. Auch SSH2DOS, Watt-32 und die KA9Q Nachfolger EZ-NOS2 und JNOS2
  werden immer noch gepflegt und entwickelt.
  Kuerzlich wurde sogar eine neue TCP/IP DOS-Software geschrieben.

  (*01) http://people.sju.edu/~jhodgson/netw/kw_hwk4.html
  (*02) OK
  (*03) OK
  (*04) https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=
        &cad=rja&uact=8&ved=2ahUKEwjmnqmTiJvqAhVtQUEAHSx2BBYQFjAAegQIB
        hAB&url=ftp%3A%2F%2Fnic.funet.fi%2Findex%2Fnetworking%2Fmagazines
        %2FInternaut%2Fpc-ip.html&usg=AOvVaw2xp6u7ieLlJMNfvpiqtLq5
  (*05) https://web.archive.org/web/20050529012400/http://members.
        aol.com/Karima4483/pcip/
  (*06) ?
  (*07) OK
  (*08) https://web.archive.org/web/20120608031912/
        http://www.crynwr.com/packet_driver.html
  (*09) OK
  (*10) https://web.archive.org/web/20200110122004/http://crynwr.com/
  (*11) OK
  (*12) OK
  (*13) OK
  (*14) OK
  (*15) https://vetusware.com/download/EZ-NOS%202.0%20DOS%20Internet
        %20server%20OS%202.0/
  (*16) https://web.archive.org/web/20090711165409/http:
        //www.hippy.freeserve.co.uk/eznos.htm
  (*17) https://web.archive.org/web/20081016111245/http:
        //www.dossolutions.pwp.blueyonder.co.uk/eznos.htm
  (*18) https://ftp.gwdg.de/pub/msdos/ncsa-telnet/
  (*19) https://ftp.gwdg.de/pub/msdos/ncsa-telnet/
  (*20) OK
  (*21) OK http://www.kermitproject.org/
  (*22) OK
  (*23) ?
  (*24) OK
  (*25) https://web.archive.org/web/20090308122027/http://www.
        networkcomputing.com/820/820buyers.html
  (*26) https://en.wikipedia.org/wiki/FTP_Software
  (*27) OK

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  an die FreeDOS-Hilfe angepasst von W.Spiegl.
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